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Kids in der Politik
Kinderversammlung

Den Bayerischen Landtag wählen dürfen Kinder und Jugendliche zwar nicht, ein REcht auf politische Mitbestimmung haben sie aber wohl. Wo und wie sich Kids in der Metropolregion beteiligen können - ELMA hat nachgefragt. 

Ein Recht auf Beteiligung

Ohne Romy wäre der Zebrastreifen wahrscheinlich inzwischen ganz verkümmert. Nur noch ein paar blasse weiße Flecken waren davon übrig, wahrscheinlich haben Autofahrer ihn deshalb meistens einfach ignoriert und sind vorbeigebraust. Ein gefährliches Problem, wenn man – wie Romy – dort auf dem Schulweg über die Straße muss. Als die zehnjährige Nürnbergerin erfuhr, dass es eine Kinderversammlung für ihren Stadtteil gibt, ergriffen sie und zwei Klassenkameraden die Chance, das Dilemma dort auf der Bühne anzusprechen. Wenige Wochen später bekam der Zebrastreifen tatsächlich einen frischen Anstrich. Romy ist stolz wie Bolle. „Die Autos halten jetzt wieder mehr an, es hat auf jeden Fall was gebracht“, freut sie sich. Dass die Erwachsenen den Kindern auf der Versammlung zuhören und ihre Sorgen ernst nehmen, hätte sie so nicht erwartet. Jetzt sagt sie: „Es lohnt sich, hinzugehen, man kann ja nichts verlieren.“ 

Kinder und Jugendliche haben in Deutschland ein Recht auf Beteiligung. Grundlage dafür ist die UN-Kinderrechtskonvention, die für Menschen unter 18 Jahren festschreibt: „Die Vertragsstaaten sichern dem Kind, das fähig ist, sich eine eigene Meinung zu bilden, das Recht zu, diese Meinung in allen das Kind berührenden Angelegenheiten frei zu äußern, und berücksichtigen die Meinung des Kindes angemessen und entsprechend seinem Alter und seiner Reife.“ Wie Partizipation umgesetzt wird, ist in den Bundesländern, in Städten und Gemeinden unterschiedlich. Die Möglichkeiten sind vielfältig.

Bamberg

Ein größeres offenes Kinder- und Jugendbeteiligungsprogramm gibt es bislang noch nicht, laut dem Jugendpfleger der Stadt wurde allerdings jüngst beschlossen, eine Jugendkonferenz ins Leben zu rufen, die voraussichtlich im Schuljahr 2023/24 umgesetzt werden soll. „Politik zum Anfassen“ ist für Schulklassen eine Möglichkeit, mit Politikern ins Gespräch zu kommen. Ihre Wünsche und Anregungen können Bamberger Kids bis dato vor allem über die Social-Media- Kanäle der örtlichen Jugendarbeit bzw. die einzelnen Jugendtreffs loswerden.    
jugendarbeit-bamberg.de

Forchheim

Spielerisch Politik erleben – diese Option haben Kinder ab acht Jahren beim jährlichen „Mini-Forchheim“. Eine Art Mitmachstadt, bei der die Kids die Ämter und Aufgaben übernehmen, die sonst die Großen innehaben. Stadtjugendpfleger und verschiedene Akteure der Forchheimer Kinder- und Jugendarbeit sind derzeit im Austausch über die Schaffung eines Jugendparlaments. Beim vergangenen „Mini-Forchheim“ wurde dazu der Wunsch laut, dass die ins Parlament gewählten Kindervertreter auch im Stadtrat vorsprechen dürfen.    
oja.forchheim.de

Erlangen

Junge Bürger der Hugenottenstadt haben vom 29. September bis 1. Oktober    
die Gelegenheit, auf einem Kinder- und Jugendgipfel ihre Anliegen an die Politik heranzutragen. Ziel ist auch, sie an Planungs- und Entscheidungsprozessen    
aus ihrem Umfeld zu beteiligen. Das Projekt „beteiligt&DABEI“ des Stadtjugendrings Erlangen bietet viele Infos, Projekte etc. rund um Partizipation von Kindern und Jugendlichen. Außerdem gibt es als Schnittstelle zu Stadtrat und Verwaltung seit 2002 das Erlanger Jugendparlament, eine Vertretung aus 15 Jugendlichen im Alter von 12 bis 18 Jahren. Alle zwei Jahre wird es neu gewählt.    
beteiligt-dabei.de    
erlangen.de/jugendparlament

Fürth

„EchtFürth!“ ist ein gemeinschaftliches Partizipationsprojekt der Stadt und des Kreisjugendrings Fürth und möchte Jugendlichen ein Portal bieten, sich aktiv einzumischen. Es gibt verschiedene Bausteine wie ein Jugendforum, finanzielle Förderungen für eigene Aktionen oder „Wortwechsel@school“, worüber Schüler mit Kommunalpolitikern in Kontakt kommen können. Zudem lädt der Bürgermeister einmal jährlich sowohl die Klassensprecher der vierten Klassen als auch die Schülermitverwaltungen höherer Jahrgangsstufen zu einer Sprechstunde ein. Aufs Tapet dürfen da alle Themen, die das Leben in der Stadt betreffen.  
echt-fuerth.de

Nürnberg

In der Noris setzt sich seit 1993 eine eigene Kinderkommission für die Interessen der jungen Bürgerinnen und Bürger ein und unterstützt deren Beteiligung bei verschiedenen Prozessen. Seit 1996 werden vom Jugendamt Kinderversammlungen organisiert. Alle zwei Jahre haben Kinder von sechs bis 14 Jahren hier die Möglichkeit, Anliegen für ihr Viertel an die Stadtverwaltung heranzutragen. Am häufigsten sind es Verkehrssorgen, Umweltthemen und Wünsche zu Spielflächen. Aktiv einbringen können sie sich auch bei der Planung von Spielplätzen. Vor jedem Neubau oder jeder Umgestaltung veranstaltet die Stadt Beteiligungstreffen, bei denen die Kinder Wünsche äußern und über die Umsetzung abstimmen dürfen.    
nuernberg.de/internet/jugendamt/ (Menüpunkt „Beteiligung“)   

Für Jugendliche bis 21 offeriert die Jugendinformation des Kreisjugendrings Nürnberg-   
Stadt mit dem Konzept „laut!“ verschiedene Beteiligungsformen, unter anderem ein Jugendbüro als Anlaufstelle für eigene Ideen und Hilfe bei deren Umsetzung, Workshops   
und Mitmachprojekte. Am 12. Oktober findet die nächste alljährliche stadtweite Jugendversammlung statt.   
laut-nuernberg.de

Schwabach

Die Initiative vote16 hat sich zum Ziel gemacht, in Bayern das Wahlalter von 18 auf 16 Jahre zu senken, in Bayern würden bei Erfolg des Volksbegehrens damit auf einen Schlag rund 250 000 Wahlberechtigte hinzukommen. Der Stadtjugendring Schwabach beteiligt sich seit diesem Jahr an der Initiative und führt im September eine U18-Wahl durch. Wir haben mit der Geschäftsführerin Sabine Heidler gesprochen. 
Das gesamte Interview könnt ihr euchonline unter folgenden Link durchlesen. 
elternmagazin.info/artikel/vote16 
 

Roßtal

Seit fast zehn Jahren wirken hier ein Kinderbürgermeister und ein Kindermarktgemeinderat im Ortsleben mit. 
Es werden eigene Ideen entwickelt und demokratisch umgesetzt, etwa Baumpflanzungen, Verschönerungen 
von Spielplätzen oder Kunstaktionen. Zuletzt haben sich  die jungen Roßtaler mit dem Thema „Mut gegen Plastik“  beschäftigt und mit einem hiesigen Verpackungshändler  nachhaltige Papiertüten entwickelt, die nun in örtlichen  Geschäften zum Einsatz kommen. Ein neuer Kinderbürgermeister  oder eine neue Kinderbürgermeisterin nebst  Rat wird im März 2024 gewählt.. 
rosstal.de

Text Manuela Prill

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